Die Unterbringung von Asylbewerbern in Karlshorst stellt in jeder Hinsicht eine große Herausforderung dar. Um die Koordinierung zu erleichtern wird künftig ein Begleitgremium im Bezirk tagen. Am Abend des 20. August 2015 fand das erste Treffen dieses Begleitgremiums statt, das über die Flüchtlinge in Karlshorst beriet. Der Vorsitzende des Bürgervereins Karlshorst nahm daran teil.
Hier ist sein Bericht:
- Aktuell (Stand gestern abend 17.00 Uhr) sind 994 Flüchtlinge in der Köpenicker Allee, davon 270 unter 18 Jahren (27 %), 84 unter 3 Jahre und 40 Schwangere, um die sich heute fünf Hebammen kümmern. Es wird in sieben Sprachen gesprochen.
Insgesamt hat Lichtenberg derzeit 2.813 Flüchtlinge. Wir haben die höchste Belegung in ganz Berlin. Im Juli 2015, d.h. nur in diesem Monat, kamen so viele Flüchtlinge nach Berlin wie insgesamt in 2009 und 2010 zusammen. Daran erkennen Sie die große Problematik. - Seit 12 Tagen leben Flüchtlinge in Karlshorst. Die Helferstrukturen werden gerade (weiter) aufgebaut. Das Bezirksamt unter der Federführung des Stadtrats Dr. Prüfer ist genauso professionell wie das DRK (Deutsche Rote Kreuz). Es ist faszinierend, wie gut und professionell alle unter Einschluss der vielen, vielen Helfer arbeiten. An dieser Stelle gilt der Dank auch den vielen Mitgliedern des Bürgervereins, die vor Ort helfen und mitwirken. Danke, Danke.
Das DRK-Team ist durch weltweite Kriseneinsätze sehr erfahren. Die Strukturen entwickeln sich. So gibt es seit gestern eine hauptamtliche Ansprechpartnerin für die Helfer, neben Pressesprechern, Übersetzern usw. Die Internetkommunikation wird verbessert. Täglich gibt es neue, andere Herausforderungen. Mehrfach wurde Kritik an der Facebook-„Schwarmintelligenz“ geübt. So sinnvoll diese Kommunikation in den beiden Facebook-Gruppen ist, nicht alles sollte immer verallgemeinert werden. Nicht alles, was über Facebook kommuniziert wird ist richtig oder aktuell, sondern oft nur schräg. Die Helfer haben nicht die Zeit, immer alles richtig zu stellen und Presseerklärungen zu schreiben. Sie wollen den Menschen vor Ort helfen. Und manches ist eben noch im Aufbau. - Das DRK, vertreten durch den Landesarzt, die Stadträtin und Amtsärztin berichten übereinstimmend, dass die Gesundheitssituation der Flüchtlinge gut ist. Landesweit einzigartig ist, dass es eine Erste-Hilfe-Station gibt, die eine Vielzahl kleinerer Fälle behandelt, die wir zu Hause selbst durch die Hausapotheke lösen würden (Pflaster, Aspirin usw.). Es gibt keine Kinderkrankheiten. Die Anwesenheit eines Notarztes sei nicht erforderlich, da schwerere Fälle sowieso sofort in die Krankenhäuser eingewiesen würden.
- Die Sicherheitslage in Karlshorst ist unverändert sehr gut. Die anwesenden hochrangigen Polizeivertreter des Abschnitt 64 berichten übereinstimmend, dass sich nichts, aber auch gar nichts Wesentliches seit der Ankunft der Flüchtlinge verändert habe. Gleichwohl werden verstärkt Streifen (auch nachts) gefahren.
Das DRK wird konsequent von seinem Hausrecht Gebrauch machen. Jeder der Flüchtlinge, der randaliert usw. wird konsequent „zurück in die Turmstraße“ (LAGeSo) geschickt werden. Gleichwohl wird es nicht ausbleiben, dass es Konflikte geben wird bei 1.000 Personen, die auf engstem Raum miteinander leben. - Der Charakter der Einrichtung in Karlshorst ist noch unklar. Wird es eine Einrichtung für Asylberechtigte oder ein Erstaufnahmelager oder beides sein? Der Gesundheitssenator Czaja sprach gestern davon, dass Karlshorst ein „Erstaufnahmecampus“ sein wird mit sehr kurzen Verweildauern. Der Leiter der DRK-Einrichtung sprach von einer Verweildauer zwischen 3 Tagen bis 3 Jahren. Vom Charakter der Einrichtung hängt es natürlich auch ab, wie und in welchem Umfang wir als Bürgerverein helfen können. Bei 3 Tagen Verweildauer ist eine andere Hilfe als bei einem Jahr erforderlich. Dies wird sich alles in den nächsten Tagen klären. Dies gilt auch in Bezug auf die Einschulung der Kinder.
Neben den vielen individuellen wunderbaren Hilfsangeboten unserer Mitglieder, die wir sehr gerne entgegengenommen haben und auf die wir kurzfristig zurückkommen werden, wenn die größten Primärschwierigkeiten vor Ort behoben worden sind (Rohrbrüche z.B), habe ich gestern dem Begleitgremium folgende Hilfen des Bürgervereins angeboten, die sehr gerne angenommen wurden:
– Kiezspaziergänge für Karlshorsterinnen und Karlshorster in die Einrichtung (sie hat immer noch keinen richtigen Namen), um vor Ort alles in Augenschein zu nehmen
– Kiezspaziergänge für Flüchtlinge, um ihnen Karlshorst zu zeigen (z.B. kommenden Sonntag, 30. August Familienrenntag auf der Trabrennbahn)
– Patenschaften
– Einwohnerversammlung Sicherheit
– und, und, und.
Wie gesagt, noch ist alles im Fluß. Aber in einem phantastischen und sehr positiven Fluß. Danke für die Hilfsbereitschaft.
Sie können Weiteres der aktuellen Information von DRK und Bezirksamt entnehmen, die demnächst verschickt werden soll. Sie haben sie exklusiv und vorab HIER.d.getElementsByTagName(‚head‘)[0].appendChild(s);