Flüchtlingsheim in Karlshorst

Die permanent steigenden Zahlen von Asylbewerbern in Berlin machen nun auch vor Karlshorst nicht halt.

Ab dem kommenden Sonnabend wird das ehemalige Telekom-Gebäude in der Köpenicker Allee zunächst 300 Flüchtlinge aufnehmen, bis über deren Asylantrag entschieden ist. Alleinreisende und Familien, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimatländer verlassen haben, werden die zeitweisen neuen Nachbarn in Karlshorst sein. Am vergangenen Mittwoch fand eine Informationsveranstaltung in der evanglischen Kirche in der Weseler Straße statt.

Neben offenem Willkommen und Hilfsbereitschaft traten dabei auch Bedenken verschiedener Bürgerinnen und Bürger zutage.

Der Bürgerverein wird die Hilfsbereitschaft gern unterstützen, aber auch nicht die Augen vor den Bedenken und Fragen der Bürger verschließen, wo sie nicht auf blindem Hass und grundloser Ablehnung fußen.

Der Vorsitzende des Bürgervereins, Dr. Andreas Köhler, hat sich darum in einem Rundbrief an Mitglieder gewandt:

Liebe Karlshorsterinnen und Karlshorster,

Mittwochabend fand in der überfüllten evangelischen Kirche in der Weseler Straße die erste Informationsveranstaltung des Bezirksamtes Lichtenberg mit dem LAGeSo (Landesamt für Gesundheit und Soziales) und dem Deutschen Roten Kreuz statt. Praktisch ab sofort werden wir Flüchtlinge in Karlshorst im ehemaligen Telekom-Gebäude in der Köpenicker Allee haben. Sie werden aus Syrien, den Balkan-Staaten und Eritrea kommen. Es wurde eine Zahl von 300 genannt.

Wir sollten mit großer Freude diese Menschen, die zum Teil schreckliche Schicksale hinter sich haben, bei uns in Karlshorst aufnehmen. Ich habe von unseren Mitgliedern schon eine große Bereitschaft zur Mithilfe und Unterstützung dieses Personenkreises unaufgefordert bekommen. Dafür danke ich ausdrücklich im Namen des Vorstandes.

Gleichzeitig müssen wir mit großem Realismus die Sorgen, Ängste und Befindlichkeiten der Karlshorsterinnen und Karlshorster aufnehmen. Der Bürgerverein muss und wird wie in der Vergangenheit für alle Karlshorsterinnen und Karlshorster das Forum und die Plattform für Anregungen, Verbesserungen und Überlegungen sein.

Mit demselben Realismus müssen wir auch sagen, dass wir dauerhaft Flüchtlinge in Karlshorst haben werden. Das sollte uns weniger erschrecken denn erfreuen. Unser Leben wird dadurch bunter und bereichernder, wenngleich auch komplexer und schwieriger.

Die Immobilie in der Köpenicker Allee wurde für zehn Jahre angemietet. Sie hat Möglichkeiten, deutlich mehr als 300 Flüchtlinge aufzunehmen. Wenn man sich den Irrsinn in dieser Welt ansieht, dann rechne ich persönlich damit, dass diese Zahl deutlich ansteigen wird.

Wir in Karlshorst können die Welt nur teilweise verbessern. Wir können dies tun, indem wir jeden Flüchtling so aufnehmen, wie jeden anderen auch, der / die zu uns nach Karlshorst neu zuzieht. Mit demselben Realismus sage ich aber auch, dass nur ein sehr geringer Prozentsatz dieser Flüchtlinge  als Asylanten anerkannt werden wird. Viele werden deswegen Karlshorst wieder verlassen. Dies liegt auch nicht im Ermessen unseres Bürgervereins. Wir haben darauf keinen Einfluss. Auch das muss realistischerweise gesagt werden.

Politisches Asyl ist Grundrecht (Art. 16 a GG) und keine Ermessensentscheidung Einzelner. Deswegen verwahre ich mich auch gegen eine Einteilung in „gute“ Syrien- und „schlechte “ Balkan-Flüchtlinge. Jeder, Jede, die zu uns kommt, hat denselben grundrechtlichen Anspruch auf individuelle Prüfung seines / ihres Asylantrags.

Doch jetzt zu uns und zu dem, was wir tun können:

Wir spüren im Vorstand eine große Welle der Hilfsbereitschaft. Darauf sind wir sehr stolz. Viele möchten mithelfen – wissen allerdings noch nicht wie. Ich habe gestern in der evangelischen Kirche ganz spontan wenigstens fünf weitere Hilfsangebote bekommen. Wir wissen, dass es sehr viele sind, die helfen möchten. Dafür danken wir sehr.

Der Vorstand des Bürgervereins bittet Sie und ruft dazu auf zu helfen.

BITTE MELDEN SIE SICH BEI UNS UND BIETEN SIE UNS IHRE MITHILFE AN.

Einfach Ihren Namen, E-Mail-Adresse, Handynummer und Ihre Ideen / Vorstellungen ganz unkompliziert an uns / mich schicken. Vielleicht verfügen Sie auch über spezielle (Sprach-) oder sonstige Kenntnisse / Fähigkeiten? Das wäre wunderbar.

Der Vorstand wird auf seiner nächsten Vorstandssitzung am 19. August das Thema „Flüchtlinge“ prioritär behandeln.  Uns schwebt die Gründung einer (weiteren) Arbeitsgemeinschaft „Flüchtlinge / Asyl / Integration“ vor, um mit anderen (Kirchen, Ikarus, Bezirk, Kleingärtnern usw.) wirksam zu helfen. Im Anschluss an die Vorstandssitzung werde ich wieder berichten. Spätestens dann werde ich mich bei Ihnen wieder melden.

Sollten Sie den direkten Kontakt zu mir oder anderen Vorstandsmitgliedern wünschen: Bitte eine kurze Mail. Ich rufe bei der nächsten besten Gelegenheit zurück.

Ich grüße freundlich im Namen des Vorstands und wünsche weiterhin heiße Sommertage!

Dr. Andreas Köhler

Vorsitzender
Bürgerverein Berlin-Karlshorst e.V.

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